Kafka in Area C

32200.jpg

For Le Monde Diplomatique (German), I explored the Kafkaesque network of Israeli restrictions placed on Palestinians in Area C of the West Bank. The following is an excerpt in German and a link to the full PDF article.

Hohe Beamte der Europäischen Union verabschiedeten im Januar 2012 in Brüssel einen internen Bericht, in dem festgestellt wird, dass die Palästinensergebiete der sogenannten C-Zone, die vollständig von Israel kontrolliert werden, aufgrund ihrer wachsenden Isolation einer stärkeren Unterstützung durch die EU bedürfen. Diese Gebiete entsprechen rund zwei Dritteln des von Israel besetzten Westjordanlands. 

Das Dokument erklärt in ungewöhnlich deutlichen Worten, dass die israelische Politik der Zerstörung von Häusern und Farmen, die restriktive Erteilung von Baugenehmigungen und die beschleunigte Ausbreitung jüdischer Siedlungen die Entstehung eines palästinensischen Staates in den Grenzen von 1967 zunehmend gefährde.

Die in diesem Bericht beschriebene Politik provoziert in Israel selbst schon seit längerem gewaltfreie Protestaktionen. So trifft sich jeden Sonntagmorgen eine kleine Gruppe von israelischen und internationalen Aktivisten auf einem unscheinbaren Parkplatz am südlichen Rand von Jerusalem. Sie gehören zu der israelisch-palästinensischen Solidaritätsorganisation Ta’ayush (arabisch für „Zusammenarbeit“ oder „gemeinsam leben“). Leicht unausgeschlafen beratschlagen sie bei einer Tasse Kaffee und Zigaretten ihre Aktivitäten. Manchmal fahren israelische Polizeifahrzeuge vorbei, offensichtlich bemüht, die zusammengewürfelte Gruppe von ausländischen Aktivisten, Professoren der Hebrew University und israelischen Anarchisten einzuschüchtern. 

Nachdem sie sich auf einen Plan für den Tag geeinigt haben, steigen sie in Kleinbusse und brechen ins südliche Westjordanland auf, das oft als Israels „Wilder Westen“ bezeichnet wird. Die Busse durchqueren Bethlehem, das fast vollständig von der umstrittenen israelischen Sperranlage eingeschlossen ist. Einer der älteren Aktivisten weist die jüngeren auf die verschiedenen israelischen Siedlungen hin: Efrat zum Beispiel ist eine der ersten großen israelischen Anlagen. Viele sind hier erstmals ohne Begleitung der israelischen Armee unterwegs oder ohne die Uniform der Tsahal zu tragen.

Während der Fahrt verändert sich die Vegetation. Die spärlich besiedelten Hügelketten gehen in eine leere Wüstenlandschaft über, die weite Ausblicke nach Süden eröffnet. Endlich erreicht die kleine Kolonne ihr Ziel, eine kleine Ansammlung von Zelten, die auf der Abbruchkante zu einem flachen Tal balancieren. Die für heute geplante Aktion hat ein Ziel, das für die Arbeit von Ta’ayush und die meisten ihrer gewaltfreien Proteste typisch ist: Die Schafherden der palästinensischen Höhlenbewohner sollen vor den Übergriffen der Siedler und des israelischen Militärs geschützt werden. 

Das Leben der palästinensischen Hirten im südlichen Westjordanland hat sich seit Jahrhunderten kaum verändert. Israelische Wissenschaftler haben in einer von der Hebrew University finanzierten Studie nachgewiesen, dass die Palästinenser in dieser Gegend genetisch sehr eng mit der jüdischen Bevölkerung verwandt sind. Einige Leute knüpfen daran die Vermutung, die Abstammung dieser sogenannten Yatta-Palästinenser ließe sich bis auf die jüdischen Stämme Judäas und Samarias zurückverfolgen.

Previous
Previous

The Unlikely Ascent of Palestine’s Green Architects

Next
Next

Istanbul's Media Landscape